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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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Offene Augen für das, was unscheinbar beginnt. - 2. Gastbeitrag des Superintendenten in der Mitteldeutschen Zeitung (05./06.01.2013)

Gedanken zum Dreikönigstag

Vorgestern habe ich in meinem Büro die Weihnachtskrippe aufgestellt. Ich habe sie zu Weihnachten von meiner Frau geschenkt bekommen und sie nun vorsichtig in die Mittelstraße getragen. Maria und Joseph mit dem Kind, ein kniender Hirte, einer der drei Weisen, Esel, Schaf und ein Engel, der über dieser Szene wacht. Die Weihnachtszeit ragt noch immer in meinen Alltag hinein. Für die armenischen Familien in und um Halle und auf der ganzen Welt fängt es jetzt sogar erst an, Weihnachten zu werden.

Ich schaue mir den weisen Mann an meiner Weihnachtskrippe noch einmal genauer an. Er trägt keine Krone, sondern einen Magierhut. In einem fernen Land ist er zu Hause. Eines Tages sehen die Magier, so erzählt es die Bibel, wie ein ganz besonderer Stern am Himmel erscheint. Ihm folgen sie. Vielleicht weil sie ihrem Alltag entfliehen wollen. Vielleicht ist ihnen die Not um sie herum zu groß geworden. Oder sie wollen einfach die Wahrheit über dieses besondere Kind, das sich mit einem Stern ankündigt, erfahren.
Die drei Sternkundigen vermuten Gottes Sohn zunächst in den Palästen dieser Welt, bei den Reichen und Schönen, im Blitzlichtgewitter der Berühmten zum Dreikönigstreffen der politischen Parteien. Am Ende finden sie ihn jedoch in einem unzulänglichen Stall abseits des Machtzentrums. In einer Krippe liegt ein Kind, das Leid, Vergänglichkeit und Tod erleben wird und in dem Gott unserer Welt doch ganz nahe kommt. Später hat man aus den Weisen Könige gemacht und ihnen Namen gegeben. Ihre Freude dringt bis in die Kantaten des Weihnachtsoratoriums, das am Sonntag in der Marktkirche aufgeführt wird. Sternensinger in Halle und Umgebung tragen das Glück der drei Weisen bis heute als Segen dieses Kindes in die Häuser und sammeln für die Bedürftigen unserer Erde.

Ich schaue auf die Krippe in meinem Büro. Am Sonntag ist der Dreikönigstag. Der Glanz des Weihnachtsfestes ist noch da. Ich kann das Kind noch sehen, auch wenn der Alltag Einzug hält. Ich will die Sehnsucht wachhalten und spüren: In aller Unzulänglichkeit leuchtet Weihnachten auf. Im begonnenen Jahr wünsche ich uns offene Augen für das, was in einfachen Verhältnissen unscheinbar beginnt und noch groß werden kann.

(Hans-Jürgen Kant)

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