Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Tempel wurden früher von Menschen aufgesucht, weil sie dort Gott dort begegnen wollten. Heute können wir diese alten Bauwerke als Touristen bestaunen. Die Mauern bröckeln, einige Säulen fehlen. Sie sind unvollständig.
Ganz anders in unserem Spruch. Wir sind Gottes „Bauwerke“. Vielleicht ein erstaunlicher Vergleich.
Ich bin in der zweiten Lebenshälfte und muss zugeben, dass auch bei mir „der Putz an einigen Stellen bröckelt“ und es „knirscht und knackt im Gebälk“. Aber ich habe ein gutes Fundament. Das gibt mir Halt für Körper und Seele.
Als Krankenhausseelsorgerin begegne ich Menschen, die verletzt sind durch Unfälle oder schwerste Krankheiten. Ich höre von ihren Sorgen und Ängsten. Bei meinen Besuchen rede ich mit ihnen. Ich versuche sie mit Worten und Gesten aufzubauen und zu trösten. Dabei merke ich, wie sie zuversichtlicher werden. Wenn andere Patienten aus ihrem Alltag erzählen, erfahre ich, was sie hält und trägt. Mancher Körper bleibt krank und unvollständig. Ich höre, was sie alles tun, trotz ihrer Versehrtheit. Wie sie ihr Leben in Balance halten. Ich bin beeindruckt, was diese Menschen für Hoffnungen und Träume haben. Auch Menschen die bald sterben werden.
Es kommt nicht darauf an, wie ich als Mensch beschaffen bin und was ich darstelle. Entscheidend ist, auf welchem Fundament ich stehe, was mich trägt und ob ich von Gottes Menschenfreundlichkeit heute etwas weitergebe.
[Sonja Bartsch]
Krankenhauspfarrerin