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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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Februar ist Faschingszeit. - Christiane Thiel, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde Halle (2-3/2017)

Februar ist Faschingszeit. Als Kind mochte ich das sehr. Ich wollte eine Prinzessin sein und träumte von den schönsten Kostümen: „Ein seidengewirktes Kleid mit Schleppe, aber eine Prinzessin ist es nicht!“ (Aschenbrödel und die drei Haselnüsse). Aber das echte Leben sah trostlos aus. Ich kann Ihnen sagen! Meine Mutter hatte Zeit für so was. Jahr für Jahr war Fasching eine ernüchternde Schmach für mich. Das Kunststoffkrönchen auf meinem kurzen Haar hing schief und der süße Lippenstift war in Windeseile verflogen... Dorit S. hat jeden Wettbewerb gewonnen. Sie hatte eine Mama, die konnte schneidern und steckte das blonde Mädchen in Kleidchen, bei deren Anblick wäre Aschenbrödel blass geworden.

Was stelle ich jetzt fest? Ich bin keine bessere Mutter als meine es war. Zwar staune ich die süßen Prinzessinnen bis heute an und beneide die kleinen Indianer um die, die sie so liebevoll angezogen haben. Aber mir selbst geht der Aufwand gegen den Strich. Es muss schnell gehen und der Zauber ist sowieso im Nu vorbei. Das Leben ist nüchtern und oft genug mager. Die Durststrecken ziehen sich. Ich will das nicht gerade an meinen Kindern durchbuchstabieren, aber trotzdem stecken die ja mit drin.

Nach Fastnacht kommt Aschermittwoch. Es ist wie im echten Leben: viel Asche nach wenig Glanz. Sieben Wochen Fastenzeit. Davon will ich nichts wissen, muss es aber auskosten. Und ehrlich betrachtet tröstet es mich Jahr für Jahr. Das Leben gewinnt durch Fasten. Ich merke das nicht nur am Leib, dem wenig essen guttut. Ich spüre es auch an der Seele: weniger ist mehr. Ich erwarte weniger von mir und anderen. Ich entlaste mich. Ich entlaste andere. Ich werde leichter. So kommt es, dass ich heute ohne Groll auf jenes einfache Krönchen blicken kann. Das Wenige war viel, weiß ich. Und wenn ich meinen Jungs dieses Jahr nur ein Katzengesicht male, weil ich keine Zeit für größere Kostüme habe: ich meine es gut. Das muss reichen. Der liebe Gott weiß sowieso, wie ich es meine. Das beruhigt mich.

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