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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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27.11.2023

Tagung der Herbstsynode 2023: Wahl Sup.-Stellvertreter, Haushalt und Ausblick Stellenplanung 2024

Mit etwas Verspätung startete am zurückliegenden Samstag die 7. Tagung der Kreissynode in der aktuellen Legislaturperiode. Im Vorfeld feierten die Abgeordneten gemeinsam mit Pfarrerin Märit Kaasch in der halleschen Johannesgemeinde Andacht.

Formalia

Wie immer markierten Protokollkontrolle sowie Beschluss der Tagesordnung den Beginn der Synode. Ein Novum war der schriftliche Antrag von Claudia Warthmann. Die Könneraner Synodale bat um Änderung des bereits bestätigten Sitzungsprotokolls vom 5. November 2022. Vor der Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Sachgrund wurde daher erst einmal die Frage thematisiert, ob bereits abgestimmte Protokolle im Nachgang nochmals geändert werden dürfen. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Synode diese Möglichkeit hat, wenn sich offenbart, dass die protokollierten Sachverhalte nachweislich unrichtig sind. Daher wurde abschließend dem Berichtigungswunsch auch einmütig zugestimmt.

Bericht des Superintendenten: Mut und Zuversicht als Licht auf dem Weg durch die Finsternis

Mit seinem Bericht knüpfte Hans-Jürgen Kant fast nahtlos an seine Ansprache auf der diesjährigen Frühjahrssynode an. Bereits damals standen wir, so der geistliche Leiter des Kirchenkreises, inmitten von Herausforderungen. Durch den Terrorangriff der Hamas und den Krieg in Palästina und Israel hat sich die Situation nochmals auf globaler Ebene verschärft.

Auch der Blick auf die regionale Kirchensituation birgt wenig Grund zur Freude. Der Rückgang der Mitgliedschaft hat sich auf einem hohen Niveau eingepegelt. Die Zahl der Gemeindeglieder schrumpfte im zurückliegenden Jahr um 1.000 Menschen auf derzeit 25.800. Der Rückgang ist nicht allein auf demografische Faktoren zurückzuführen. 500 Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten aktiv ihren Austritt erklärt. Harte Fakten, die sich auch mit Beobachtungen der EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung decken. Die Religiosität in der Gesellschaft lässt nach. Kirche verliert zunehmend an Bindungskraft, fokussiert Kant auf zwei Punkte der jüngsten Erhebung. Sollte sich der aktuelle Trend weiter fortsetzen, würden im Jahr 2035 im Kirchenkreis weniger als 20.000 Menschen einer evangelischen Gemeinde angehören.

„Es ist wichtig, dass unser Licht leuchtet, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als ob der Weg uns gerade durch die Finsternis führt“, hält Kant Rückgriff auf einen Text der Liedermacherin Anna Martina Gottschick. Mutig setzten Kreiskirchenrat und Synode mit ihren zurückliegenden Beschlüssen solch ein Leuchten den düsteren Prognosen und Bildern entgegen. Gemeinden wurden in ihrem Bemühen, attraktive Orte zu sein, unterstützt (z.B. Erhöhung der Förderung von Freizeiten oder Sanierungsvorhaben). Mittel für gesellschaftspolitische, soziale und diakonische Zwecke (z.B. Förderung der Gemeindeentwicklung, Trauerfeiern für Menschen ohne Angehörige oder Stärkung des Ehrenamtes) wurden zur Verfügung gestellt.

Trotz all dieser hoffnungsvollen Ansätze, die Gemeindegliederzahlen sinken. „Das macht es nötig, auch die Anzahl der Stellen für hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzupassen. Die Einschnitte werden schmerzhaft sein. Jede einzelne Stelle, die wegfällt, fehlt uns“, stimmt der geistliche Leiter auf die künftige Fortschreibung des Struktur- und Stellenplans ein. Der Synode wurde ein „Fahrplan“ bis zur Frühjahrssynode 2025 vorgelegt, der die Meilensteine des Prozesses benennt und weitestgehend terminiert. Neue Formen der Zusammenarbeit in der Fläche sollen – so die Vision des zuständigen Ausschusses - die Folgen der unausweichlichen Kürzungen kompensieren. Die Lösung von der Parochie, also der Aufteilung eines geographischen Gebiets in einzelne Pfarrbereiche mit klar definierten personellen Zuständigkeiten, zugunsten von Teams, die pfarramtsübergreifend gemeinschaftlich Verantwortung tragen, könnte laut Kant ein erfolgversprechender Ansatz sein. Gleichzeitig sollen regionale Ungleichzeitigkeiten bei diesen mittelfristigen Planungen im Blick bleiben.

„Wir werden danach schauen, wie wir Gott gut zur Sprache bringen können, wie unser Licht hell vor den Menschen brennen kann. Wir werden versuchen, die Lebensfragen der Menschen noch besser zu identifizieren, uns daran noch stärker zu orientieren. Dabei werden sich auch religiöse Horizonte neu eröffnen. Davon bin ich überzeugt!“ beschließt Kant seinen Bericht.

Die ganze Rede des Superintendenten können Sie in dem unten zum Download bereitgestellten Dokument nachlesen. Dort finden Sie auch die im Artikel benannte Zeitschiene im Stellenplanprozess.

Wahl zum 1. Stellvertretenden Superintendenten

Nach dem Abschied von Pfarrer Andreas Schuster im zurückliegenden Sommer, blieb der Platz des ersten stellvertretenden Superintendenten unbesetzt. Der anstehende Lückenschluss sollte in der jetzigen Synode beschlossen werden. So präsentierte der Gesamtkonvent der Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst Pfarrer Karsten Müller als einzigen Kandidaten.

In seiner Vorstellung griff Müller die Ausführungen des Superintendenten auf. Wie sein Vorredner betonte der Pfarrer für Vertretungsdienste die immer noch vorhandenen Gestaltungsräume: „Das Streichquartett ist vorgegeben, die Noten sind unserer Verantwortung.“ Für Müller, der gern militärische Analogien bemüht, ist ein Rückzug nicht zwangsläufig einer Niederlage gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine hohe Kunst, die eine inhaltliche Beschäftigung mit grundlegenden Fragen unumgänglich macht. Worauf kommt es an? Was darf nicht aufgegeben werden? Wie halten wir Verluste so gering wie möglich? Bei all dem Schmerzhaften ist daher auch der Vertretungspfarrer optimistisch, dass trotz rückläufiger Religiosität und Kirchenbindung die christliche Botschaft und Kirche weiterhin relevant sind: „Das Evangelium blickt nach vorn. Es vertritt etwas, dass immer noch eine gesellschaftliche Rolle spielt.“

In der späteren Abstimmung konnte Karsten Müller 29 der 32 Stimmen auf sich vereinen. Damit votierte die Synode mehrheitlich für den Vorschlag der Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst. Mit seiner Annahme der Wahl ist bereits jetzt absehbar, dass er im Jahr 2025 aus der zweiten in die erste Reihe aufrücken wird. Mit dem dann anstehenden Ausscheiden von Hans-Jürgen Kant aus dem aktiven Dienst obliegt Müller bis zur Neubesetzung des Superintendentenpostens die Leitung des Kirchenkreises.  

Unabhängig von der Wahl des ersten stellvertretenden Superintendenten wählte die Synode die Pfarrer Hans Martin Golz und Werner Meyknecht als stimmberechtigte Mitglieder in den Struktur- und Stellenplanausschuss.

Haushalt 2024

Einstimmig beschloss die Kreissynode den Haushaltsplan für 2024 in Höhe von 15 Millionen Euro in Einnahmen und Ausgaben. Ca. 4,5 Millionen Euro stehen dabei für die Gehälter der Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst zur Verfügung. Hierfür werden knapp 100.000 Euro aus den Rücklagen entnommen. Bei der Aufbringung der gemeindlichen Besoldungs- und Vergütungsanteile unterstützt der Kirchenkreis mit insgesamt 116.000 Euro, damit auch 2024 die Gemeinden noch finanzielle Spielräume behalten.

Der Haushalt 2024 des Kirchenkreises wurde einstimmig angenommen.

2-Prozent-Appell

Der Ausschuss für Diakonie und Soziales schlug der Synode das Projekt „Saatgut-Vielfalt in Mosambik bewahren und Ernährungssouveränität sichern“ als Zuwendungsempfänger aus dem 2-%-Appell vor. Ziel ist es Bauernfamilien in Zentralmosambik den freien Zugang zu eigenem Saatgut, welches aus traditionellen und resistenten Sorten besteht und selbst vervielfältigt werden kann, zu ermöglichen. Mit dem Projekt wird erfolgreich einer weitergehenden Abhängigkeit gegenüber Regierung und Konzernen Einhalt geboten, die nicht nur teures Saatgut anbieten, sondern auch auf den Kauf von ebenfalls teuren Folgeprodukten, wie Dünger und Pestizide, drängen.

Auch dem 2-Prozent-Appell stimmten die Synodalen einmütig zu.

Kirchenkreiskollekten 2024

Für die Abstimmung zu den kreiskirchlichen Kollekten im kommenden Jahr unterbreitete der Ausschuss für Diakonie und Soziales der Synode ebenfalls einen Vorschlag. Hinzu kamen Anträge, die das Präsidium im Vorfeld der Tagung erreichten, sowie ein kurzfristig eingebrachtes Anliegen der Marktkirchengemeinde in Kooperation mit dem Beauftragten für die Arbeit mit Geflüchteten, Peter Kube, zur regionalen Flüchtlingshilfe.

Folgende sechs Kollektenzwecke erhielten die meisten Stimmen und finden 2024 Berücksichtigung:

  • die Evangelische Bahnhofsmission
  • „Die Schnitte“ des CVJM Halle e.V.
  • die Stadtmission Wärmestube
  • der Fonds zugunsten der Dorfkirchenorgeln
  • der Kindernothilfe e.V. sowie
  • die Telefonseelsorge im Kirchenkreis Halle-Saalkreis

Die Gefängnisseelsorge, das Projekt zur Armutsbekämpfung in Burundi der Kindernothilfe, die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ sowie der tagesaktuell eingebrachte Kollektenzweck der regionalen Flüchtlingshilfe haben nicht ausreichend Stimmen erhalten, um unter die ersten sechs zu kommen.

Die terminliche Zuordnung der Kollekten erfolgt durch Beschluss des Kreiskirchenrates in seiner kommenden Sitzung.

Information zu Visitation & Ehrenamtsarbeit

Anfang 2024 steht dem Kirchenkreis Halle-Saalkreis eine regionalbischöfliche Visitation ins Haus. Im Fokus der Betrachtung steht das kirchliche Leben von und mit jungen Menschen im Alter von 15-27 Jahren. Vorbereitend gab es in den zurückliegenden Wochen innerhalb des Verkündigungsdienstes bereits eine Erhebung im Hinblick auf diese Zielgruppe. Präses Mark Udo Born sieht in der Visitation eine „gute Gelegenheit, das Verhältnis zwischen Kirchenkreis und Landeskirche lebendig zu halten.“

Der Beauftragte für die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Kirchenkreis, Torsten Bau, stellte in Kürze das neue Programm „Wissensgut“ vor.  Die hier zusammengefassten Angebote sollen dabei unterstützen und motivieren, sich auch künftig für das Wohl der Kirche einzusetzen. Die gedruckte Broschüre mit den Hinweisen zu Seminaren, Vernetzungstreffen sowie spirituelle und kreative Auszeiten gibt es in gedruckter Form ab dem kommenden Jahr in den Gemeinden. Alle Infos inklusive der Möglichkeit zur Anmeldung findet man bereits jetzt auf unserer Webseite.

Empfehlung hinsichtlich künftiger kirchenkreisübergreifender Entwicklungen

Nachdem sich die Synodalen in der Mittagspause unter Führung von Küster Michael Nowak vom Baufortschritt des Kirchenkreisarchives einen Eindruck verschaffen konnten, stand in der Fortsetzung der Tagung eine Empfehlung des Kreiskirchenrates zu Abstimmung. Angeregt durch ein Schreiben der Landeskirche empfahl dieser der Kreissynode folgenden Beschluss zu fassen:

Die Synode des Kirchenkreises Halle-Saalkreis bestätigt, dass eine Verbindung mit einem anderen Kirchenkreis mit dem Kirchenkreis Merseburg, gegebenenfalls mit einem aus einer Verbindung der Kirchenkreise Merseburg und Naumburg-Zeitz hervorgegangenen Kirchenkreis erfolgten sollte. Nur so würde ein neuer größerer Kirchenkreis den Verwaltungs-, Verkehrs- und Wirtschaftsstrukturen und damit auch der Wahrnehmung der Einwohner hinsichtlich eines gemeinsamen Handlungsraumes entsprechen.

Dieser Empfehlung schloss sich die Synode bei zwei Enthaltungen an.

Schwerpunktthema: Polarisierung in Gesellschaft und Kirche

Den Abschluss der Synode bildete der Erfahrungsbericht und die Diskussion mit Dr. Frank Hiddemann. Der Pfarrer und Leiter der Oekumenischen Akademie in Gera machte im Reformationsjahr 2017 von sich Reden, als er eine Podiumsdiskussion initiierte, in der – anders als bis dahin üblich – der AfD Raum zur dialogischen Auseinandersetzung mit politischen Gegnern geboten wurde. Das Format war kirchenpolitisch und gesellschaftlich nicht unumstritten. Die teilweise bis heute übliche Praxis der Ausgrenzung der – mittlerweile auch in Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextremistisch eingestuften - Partei aus dem politischen und auch kirchlichen Diskurs ist, so die Einschätzung Hiddemanns, für die hohen Zustimmungswerte mitverantwortlich: „Wir haben sie [Anmerkung der Redaktion: die AfD] aus der Auseinandersetzung entlassen.“

Rückfragen zu den gemachten Erfahrungen, dem methodischem Vorgehen sowie den Grenzen des Geraer Dialoges, offenbarten das große Interesse an den Ausführungen des Theologen. Eine Frage zielte darauf ab, warum Kirche in einer komplexen Welt es anderen Parteien überlasst Narrative zu bedienen und nicht selbst offensiver Angebote zur gesellschaftlichen Orientierung unterbreitet. Weil eben auch Kirche divers ist, so die Einschätzung Hiddemanns. Daher kommt ihr, so der Theologe weiter, vielmehr die Rolle zu, Strukturen zu entwickeln, in denen demokratiegetreu und von Nächstenliebe getragen auch herausfordernde Dinge ansprechbar sind. „Was bringen uns Kreise, in denen diejenigen, um die es geht, nicht anwesend sind“, hinterfragt Hiddemann.

Als mögliche Gelingensbedingungen – nicht nur für das Geraer Format - identifiziert der Theologe drei wesentliche Faktoren:

  • den Kirchraum als Ort der Mäßigung und des respektvollen Dialogs,
  • die Körperlichkeit, wie sie Hiddemann nennt, also die körperliche Präsenz der Diskutanten im Gegensatz zur Anonymität des Internets sowie
  • Kirche als „3. Ort“ zwischen den Positionen, der einen sonst verschlossenen Gesprächsraum eröffnet.

Aber auch auf der Synode erfährt Hiddemanns Austauschformat punktuell Gegenwind. „Mit den Menschen sprechen? Ja, aber bitte kein Podium bieten“, votiert man für kleinere Gesprächsformate. Der Geraer Pfarrer hält dem entgegen, dass es nicht darum geht, öffentlich den jeweils anderen Diskutanten zu überzeugen. Vielmehr steht das Informationsbedürfnis der Anwesenden im Fokus. Dem würden im Geraer Gesprächsformat ein zusätzlich anwesender Fachexperte sowie die in alle Richtungen kritisch-hinterfragende Moderation Rechnung tragen.

Ausblick

Die nächste Synode findet am 27. April 2024 statt. Tagungsort ist dann aller Voraussicht nach das Schloss in Ostrau.

Abschließender Hinweis: Der hier nachzulesende Bericht beruht auf den persönlichen Wahrnehmungen des anwesenden Redakteurs. Alle Angaben sind ohne Gewähr und besitzen keinerlei rechtliche Beweiskraft.


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Dokumente zum Download:
2023 Synodenbericht Kant
Zeitschiene Stellenplanung 2035

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