'... wir bitten um Ihr Verständnis!' - Außergewöhnlicher Gottesdienst auf außergewöhnlichen Terrain
Wenn im Rahmen einer Lautsprecherdurchsage um Verständnis gebeten wird, hört der Reisende schon etwas genauer hin. Verspätung? Andere Wagenreihung? Geänderter Bahnsteig? Im Normalfall mag eines dieser Dinge zutreffend sein, aber zumindest am vergangenen Sonntag, d. 25. Mai 2014 war auf dem Hallenser Hauptbahnhof alles ein wenig anders. (...)
Wenn im Rahmen einer Lautsprecherdurchsage um Verständnis gebeten wird, hört der Reisende schon etwas genauer hin. Verspätung? Andere Wagenreihung? Geänderter Bahnsteig? Im Normalfall mag eines dieser Dinge zutreffend sein, aber zumindest am vergangenen Sonntag, d. 25. Mai 2014 war auf dem Hallenser Hauptbahnhof alles ein wenig anders. Nicht etwa mögliche Unzulänglichkeiten im Bahnverkehr waren ausschlaggebend für die Durchsage am Bahngleis, sondern der in der Kuppelhalle stattfindende ökumenische Gottesdienst unter dem Thema „… wir bitten um Ihr Verständnis!“.
Einmal im Jahr feiern die Johannesgemeinde und die Evangelische Bahnhofsmission gemeinsam diesen Gottesdienst an dem ungewöhnlichen Ort. Und die Idee verfehlt ihre Wirkung nicht. Reisende kommen um zu schauen, mitzusingen oder sich den Segen für den weiteren Weg aussprechen zu lassen. Bahnangestellte und Bahnhofspersonal nimmt sich einen kleinen Moment der Ruhe, um den Worten von Pfarrer Karsten Müller oder seinem katholischen Kollegen, Bruder Franz-Leo Barden zu folgen. Menschen, die schnell noch einmal ein paar sonntägliche Besorgungen machen wollten, halten inne, setzen sich dazu und lauschen der Musik des Posaunenchors oder dem Gospelgesang von „come & sing“.
Natürlich gibt es auch die, die sich ein Statement nicht verkneifen können, diejenigen, die das „Schauspiel“ belächeln, und diejenigen, die kommentarlos vorbeigehen. Das wird immer ein Teil von Gottesdiensten im öffentlichen Raum sein. Doch das ist nicht schlimm. Irritationen auszulösen, Aufmerksamkeit zu erlangen und sich Gehör zu verschaffen heißt eben auch zu polarisieren. Und wenn sich letztlich ca. 130 Menschen zusammenfinden, um an solch einem Ort gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern, dann ist das schon ein beachtliches und ermutigendes Zeichen.
Ebenso ermutigend war es zu hören, mit wieviel Engagement die haupt- und insbesondere die ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Bahnhofsmission ihren Einsatz versehen. Daher war es ein schönes Zeichen den Bahnhofsgottesdienst zu nutzen, um diesen kontinuierlichen Einsatz sowohl mit einem freundlichen Wort als auch mit Blumen entsprechend zu würdigen. Allein in dem noch recht jungen Jahr 2014 wurden nach Aussage von Heike Müller, Leiterin der Hallenser Bahnhofsmission, bereits 6.500 Essen an Bedürftige ausgereicht oder Reisenden 4.000 mal beim Betreten oder Verlassen des Zuges geholfen. Nach den ersten 5 Monaten, können die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission auf insgesamt 11.5000 Kontakte zu Hilfesuchenden zurückblicken. Die während des Gottesdienstes gesammelte Kollekte in Höhe von 308,81 Euro wird dazu beitragen, dass die Frauen und Männer der Evangelischen Bahnhofsmission auch weiterhin ihre wertvolle Tätigkeit im Bereich des Verkehrsknotenpunktes versehen können.