Mut der Schule macht - offene Kirche mal anders
Kinder entdecken Neustädter Gotteshaus auf ungewöhnliche Art Das Förderschulen und deren Schülerinnen und Schülern ein negatives Image anhaftet ist hinlänglich bekannt. Welche engagierte und gute Arbeit die Akteure an den Institutionen leisten und welche Potentiale in den Kindern und Jugendlichen liegen, eher weniger. Und so gehörte schon etwas Mut und Courage dazu, diesen gängigen Klischees mit einem Kooperationsprojekt entgegen zu treten.(...)
Kinder entdecken Neustädter Gotteshaus auf ungewöhnliche Art
Das Förderschulen und deren Schülerinnen und Schülern ein negatives Image anhaftet ist hinlänglich bekannt. Welche engagierte und gute Arbeit die Akteure an den Institutionen leisten und welche Potentiale in den Kindern und Jugendlichen liegen, eher weniger. Und so gehörte schon etwas Mut und Courage dazu, diesen gängigen Klischees mit einem Kooperationsprojekt entgegen zu treten.
In der Woche vom 8. bis 12. Oktober 2012 fanden sich 11 Kinder einer 6. Klasse der Fröbelschule im Gemeindezentrum Halle-Neustadt ein. Gemeinsam mit der Schulsozialpädagogin Juliane Nitschke, der Klassenlehrerin E. Wiede-Wenzel, dem „Aktionstheater Halle e.V. (ATG)“ sowie der ordinierten Gemeindepädagogin Eva Lange setzten alle gemeinschaftlich ein Theaterprojekt um. Unter dem Motto: „Themen öffnen, Zusammen Leben Gestalten!“ ging es u.a. darum Konflikte aufzugreifen, spielerisch nach Lösungsalternativen zu suchen und das Miteinander in und außerhalb der Klasse zu stärken.
Aber warum war dies nicht an der Fröbel Schule selbst umsetzbar? So paradox das erst einmal klingen mag, aber „Projektarbeit an Schule kann häufig nur dann positiv verlaufen, wenn Schülerinnen und Schüler zu ihren Themen an einem außerschulischen Ort arbeiten können.“ erklärt die Sozialpädagogin Nitschke. Und sie weiß wovon sie redet. Immerhin ist die Pädagogin seit September 2010 im Rahmen des Landes- & ESF-Programmes "Schulerfolg sichern!" an der Fröbelschule tätig.
Weiterhin verweist Juliane Nitschke auch auf hieraus resultierende Synergieeffekte: „Nicht zuletzt ist es von großer Bedeutung, wenn die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil auch einmal andere wertvolle Orte in ihrem Umfeld kennenlernen und ihnen Möglichkeiten aufgetan werden, am Nachmittag sich in Freizeitaktivitäten zu integrieren, die ihnen sonst unbekannt geblieben wären.“ Dass dies gleich auf Anhieb funktioniert hat, zeigt die Anmeldung eines Schülers, der die für alle Interessierte offene Gitarrengruppe der Gemeindepädagogin Eva Lange besuchen wird.
Und was hat die Gemeinde davon? Hier kann die Gemeindepädagogin Eva Lange Auskunft geben: „Die Gemeinde öffnet sich für nichtchristliche Kinder und Jugendliche. Die Kinder hatten z.B. viel Spaß bei der Kirchenrallye und haben jetzt eine positive Erfahrung mit der Evangelischen Kirche gemacht.“ Und ganz nebenbei lernen die Kinder spielerisch auch noch so einiges über Kirche und was „da drinnen“ so alles passiert. So hatten die Jungen und Mädchen z.B. die Aufgabe bekommen im Zuge der benannten Kirchenrallye Fragen zu beantworten. „Neben dem sozialen Lernen in der Gruppe spielte für uns eine Rolle, dass wir den Kindern grundlegende Bildung ermöglichen: dass sie wissen, was eine Kirche ist, was darin ist, wozu bestimmte Dinge in der Kirche gebraucht werden. Aber auch solch kulturelle Dinge, wie z.B. was eine Sonnenuhr ist, lernten sie bei uns.“ erzählt Eva Lange.
Wie soeben angeklungen ist, war aber dieses interaktive Miteinander im kirchlichen Umfeld nicht allein dem Wissenszuwachs der Kinder, sondern auch dem anvisierten Projektziel zuträglich. So konnte der aufmerksame Beobachter miterleben, wie die Kinder sich untereinander halfen und die an Sie gestellten Aufgaben gemeinschaftlich lösten. Solch ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe kann der Stärkung des Klassenzusammenhaltes, einem künftigen wertschätzenden Auftreten gegenüber seinen Mitmenschen und der eigenen Beziehung zu seiner Umwelt letztlich nur förderlich sein.
Und so steht schon die nächste Klasse in den Startlöchern, um das Passendorfer Gemeindeareal bis hinauf in den Glockenturm zu erobern. Auch Eva Lange freut sich darauf, dass es bald wieder los geht. Mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen, kann man dies durchaus nachvollziehen. „Mich hat die Offenheit und Fröhlichkeit der Kinder beeindruckt. Sie bevölkerten an dem Montagvormittag die Kirche mit ihrem Lachen und ihrer Neugier, wie sonst nur die Christenlehrekinder und Konfirmanden. Ich freue mich einfach, wenn unsere Kirche, die mir am Herzen liegt, auch von nichtkirchlichen Menschen in Halle-Neustadt so positiv wahrgenommen wird!“ gibt die ordinierte Gemeindepädagogin zu verstehen.
Genau darum geht es: positive Wahrnehmung! Solche Beispiele, in denen Menschen eine positive Erfahrung mit Kirche ermöglicht wird, sollten wahrlich Schule machen.