Jetzt geht´s los - Neue evangelische Grundschule in Halle nimmt ihre Arbeit auf
Spannender kann kein Tatort sein! Wer sich den Weg durch Farbeimer, Gipsputz und Handwerkerutensilien bahnt mag kaum glauben, dass in wenigen Tagen hier eine Schule und ein Hort für 18 Schulkinder sein wird. Wohlfühlzone Baustelle? Nun, ganz so dramatisch wird es wohl nicht werden, aber einiges bleibt noch zu tun. Nicht ein Möbelstück schmückt die Räume, Kabel hängen aus der Decke und Unterrichtsmaterialien finden sich auch nirgends. Solch eine Spannung bis zum Schluss auszuhalten, in der steten Gewissheit, dass alles gut werden muss und im Glauben, dass es das auch wird, kann nur ein echter Krimifan. Frank Waeder ist so einer. (...)
Spannender kann kein Tatort sein! Wer sich den Weg durch Farbeimer, Gipsputz und Handwerkerutensilien bahnt mag kaum glauben, dass in wenigen Tagen hier eine Schule und ein Hort für 18 Schulkinder sein wird. Wohlfühlzone Baustelle? Nun, ganz so dramatisch wird es wohl nicht werden, aber einiges bleibt noch zu tun. Nicht ein Möbelstück schmückt die Räume, Kabel hängen aus der Decke und Unterrichtsmaterialien finden sich auch nirgends. Solch eine Spannung bis zum Schluss auszuhalten, in der steten Gewissheit, dass alles gut werden muss und im Glauben, dass es das auch wird, kann nur ein echter Krimifan. Frank Waeder ist so einer. Der künftige Leiter der neuen Evangelischen Grundschule in Halles Norden ist ein alter Hase was Schulgründungen anbetrifft. Seine ersten Sporen verdiente sich der 49jährige Anfang der 90er Jahre beim Aufbau der Evangelischen Grundschule in Hettstedt. Vervollkommnet hat er seine Kenntnisse in den Zeiten an der Evangelischen Grundschule in Merseburg in der Phase der Anerkennung durch das Land Sachsen-Anhalt. Mit diesem Know-How ausgestattet wagt sich Waeder nunmehr an sein drittes Projekt – in Teilzeit(!). Ohne dieses Wissen und ohne die Zusicherung der Unterstützung durch das Merseburger Lehrpersonal, wäre der Pädagoge nach eigenen Aussagen dieses Projekt wahrscheinlich gar nicht erst angegangen: „Ohne alle diese äußeren und inneren Einflüsse, weiß ich nicht, ob ich das gemacht hätte.“
Was bewegt einen gestandenen Schulleiter einer etablierten Schule noch einmal solch ein zeitaufwendiges und nervenaufreibendes Projekt anzugehen? „Das hat etwas mit der Auffassung des Berufes zu tun. Grundschullehrer ist wie Krankenschwester, entweder man fühlt sich dazu berufen oder man soll es sein lassen. Und so wusste ich, wenn ich jetzt nein sagen würde, dann stirbt dieses Projekt. Das wollte ich den Kindern schlichtweg nicht antun.“, skizziert Waeder seine Beweggründe. Als Lehrer aus Berufung, hat er dabei selbstredend auch das Engagement der Eltern mit im Blick gehabt. Der anfänglichen Initiative und dem jetzigen Förderverein um Frau Holtemöller zollt Waeder besonderen Respekt für ihren Einsatz und ihre Hartnäckigkeit in der Sache: „Der Förderverein mit Frau Holtemöller an der Spitze ist der helle Wahnsinn. Dafür können wir ihr und ihren Mitstreitern nicht genug danken.“
Aus den Erfahrungen heraus weiß der künftige Schulleiter, dass gerade die Gründungsgeneration der Eltern meistens diejenige ist, die eine Schule am meisten voran bringt. Hier bündeln sich in besonderer Intensität Eltern, die sich ganz viele Gedanken machen, in welche Schule ihr Kind einmal gehen soll. Etwaige Lücken im kommunalen Bildungssystem werden dabei nicht einfach hingenommen, sondern eigenverantwortlich versucht zu schließen. Dabei geht es nicht darum eine „heile Welt“ abseits gesellschaftlicher Probleme zu schaffen. Auch an den Ersatzschulen, wie solche Lehreinrichtungen in freier Trägerschaft auch genannt werden, findet sich eine ebensolche Durchmischung sozialer Milieus, wie sie auch an den meisten kommunalen Schulen beobachtet werden kann. Das schließt auch die konfessionelle Ausrichtung mit ein. Neben vier evangelischen und zwei katholischen Kindern, finden sich in der jahrgangsübergreifenden Gruppe auch 12 nichtkonfessionell gebundene Jungen und Mädchen unter den Schülern. In der Stärkung spiritueller Kompetenzen und der daraus resultierenden Förderung von Toleranz und Verständnis für etwas Unfassbares, den Glauben, erblickt Waeder eines der größten Potentiale der Evangelischen Grundschule: „Es gab viele Schüler die auch im Nachgang gesagt haben: Ich bin heute noch nicht in die Kirche eingetreten, aber ich habe gesehen, dass man die Welt auch anders sehen kann und das man bestimmte Sachen ganz anders einordnen kann.“ Genau das ist es, was Schulleiter Waeder erreichen möchte. Die Kinder sollen sehen, dass man viele Sachen, die einen umgeben, auch in einem ganz anderen Licht wahrnehmen kann. Dergestalt besitzen konfessionell ausgerichtete Schulen, wie die neue Hallesche Grundschule, auch das Potential über die Kinder die Eltern und somit letztlich auch unsere Gesellschaft für Glauben und Religion aufzuschließen und mögliche Vorurteile abzubauen.
In wieweit solche immateriellen Schätze letztlich geborgen werden, wird die Zukunft zeigen. Jetzt ist es erst einmal am 8. September so weit, dass die 18 Schülerinnen und Schüler ihr neues Terrain erobern können. Auch Schulleiter Waeder sehnt diesen Tag in Vorfreude herbei: „Ich freue mich ganz doll darauf, am ersten Schultag einfach dazustehen und zu sehen, das ist unsere Schule, da kommen Kinder und für die sind wir jetzt verantwortlich.“, und ergänzend lachend: „Ich bin einfach gern Lehrer.“
Der offizielle Einschulungsgottesdienst findet übrigens am 6. September um 10:00 Uhr in der Lettiner St. Wenzelkirche statt.