Poetry Slam und Pogrom-Gedenken: Kirchenkreis Teil des "wir-festivals"
Sieben Wochen lang feierte Halle das „wir-festival“. Ursprünglich als alternatives Literaturangebot zur rechten Buchmesse in Bruckdorf geplant, entwickelte es sich zu einem vielfältigen, abwechslungsreichen und stadtübergreifenden Kulturprogramm.
Auch einige unserer Kirchengemeinden sowie der Kirchenkreis selbst beteiligten sich mit Gesprächs-, Konzert- und Literaturformaten. Der Poetry-Slam in der halleschen Marktkirche markierte dabei einen der Höhepunkte des Festival-Wochenendes. Bei „LeseZeichen - Best of Poetry Slam“ wechselten sich junge Literaten und erfahrene Poeten vor den ca. 150 Gästen auf der Bühne ab.
Während am 7.11. Liebhaber des feingeschliffenen Wortbeitrages in ihren Bann zog, stand der 9. November ganz im Zeichen des Gedenkens. Gemeinsam mit jüdischer Gemeinde und der Stadt Halle erinnerte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auf dem Universitätsplatz an die Pogrome des Jahres 1938. Dass es sich dabei um kein singuläres Ereignis handelte, offenbarten die rezitierten Gesetzestexte der 30er Jahre, die das Leben der Jüdinnen und Juden in Deutschland immer mehr beschränkten und mit Repressalien versahen. Die Kultur-Beigeordnete der Stadt, Dr. Judith Marquardt, pointierte dies mit dem Satz: „Der 9. November 1938 hatte mehr als 24 Stunden.“
Dies aufgreifend schlug der amtierende Superintendent, Pfarrer Karsten Müller, den Bogen in die Jetzt-Zeit, in welcher der ehemals laute Ruf des „Nie wieder!“ hörbar schwächer wird. „Es beginnt mit Ausgrenzung und endet mit Auslöschung“, sagte der Theologe bevor sich der Trauerzug in Richtung Mahnmal am Jerusalemr Platz auf den weg machte.
Es erfüllt uns das Kirchenkreis mit Dankbarkeit, auf beiden Seiten „wir-festivals“ aktiv gewesen zu sein: also den lauten und fröhlichen, als auch den stillen und trauernden Momenten.