Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Manchmal
träume ich davon
daß ich nicht immer
nur blühen muss
Sondern Zeit und
Raum habe
um Kraft für neue Triebe
zu sammeln
Andrea Schwarz
Wort für den Tag
Ich weiß nicht mehr, wann die Orchidee auf dem Fensterbrett ihre Blüten verloren hat. Ob es im Spätsommer war, im Herbst oder im zweiten Lockdown. Irgendwann zupfte ich die pergament-artigen Blätter zusammen und schnitt den dürren Stängel ab. Meistens vernachlässige ich die Pflanze liebevoll, aber vor wenigen Wochen erinnerte ich mich doch daran, sie wieder regelmäßig für einige Minuten ins Wasser zu tauchen. Zunächst erschien ein neuer Trieb. Er kletterte rasch empor. Dann wölbten sich fünf Knubbel. Am Montagmorgen platzte die erste Blüte auf.
Ein Wachsen und Welken, Vergehen und Beginnen wie in der Natur – so ist unser Leben. Dagegen können wir uns nicht wehren, auch wenn wir immer 150 Prozent geben möchten, wenn wir Runde um Runde im Höchsttempo im Hamsterrad drehen, wenn alles nur besser werden soll, wenn wir glänzen möchten, uns im allerbesten Licht zeigen. Aber auf Dauer macht uns das müde und blind, es zermürbt und lähmt. Wir brauchen in unserem Leben beides: das Laute und Leise, das Schnelle und Langsame, das Blühen und Verwelken, das Vergehen und Anfangen. Wir brauchen Ruhe und Stille, Zeit und Raum. Wir halten inne, damit wir weitergehen können. Wir kehren um, um neu anfangen zu können.
Auch die Bibel ist ein Buch voller Neuanfänge: Noah baut die Arche, Moses befreit die Israeliten aus Ägypten, der Zöllner Zachäus ändert nach einer Begegnung mit Jesus sein Leben und natürlich Jesu Leben und Sterben, seine Geschichte von Karfreitag bis Ostersonntag.
Gerade ist jene Zeit im Kirchenjahr, die uns zum Umdenken und Neudenken einlädt. Wir beenden Altes und schaffen Platz für Neues. Wir sammeln Kraft – und das Neue, es wird kommen. Wir werden wieder blühen.
Lied Korn, das in die Erde (EG 98)
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Gebet
Gott des Lebens, du bringst das Eis der Seele zum Schmelzen, du lässt das Licht herein. Bitte wärme damit auch mich. Hilf mir beim Blühen. Sei bei mir beim Welken. Schenk mir Kraft zum Ruhen. Verwandle mich. Amen.
Und nun?
Suchen Sie eine Magnolie im Paulusviertel. Im Sommer, Herbst und Winter sind sie vollkommen unscheinbare Bäume, aber gerade machen sie sich für ihre größte jährliche Verwandlung bereit.
Frohe Grüße,
Ihre Katja Schmidtke (Paulusgemeinde)