Liebe Leserinnen und Leser,... - Gundula Eichert, Pfarrerin - St. Laurentius-Gemeinde Halle (04/2012)

... wenn Sie schon einmal die St. Laurentiuskirche am Botanischen Garten besucht haben, dann kennen Sie auch ihr Altarkreuz, dieses besondere Kreuz, das nach dem Kirchenbrand im Jahr 1984 aus zwei verkohlten Dachbalken gefertigt wurde. Groß, schwarz, fast verbrannt, zeigt uns das Holz des Kreuzes, wie verletzlich und
zerstörbar vieles - auch unser Leben - ist.[STOPP]
Daran denken wir in der Karwoche, der Woche vor Ostern. Wir denken an den Jubel der Menschenmenge, unter dem Jesus - wie ein König verehrt - in Jerusalem eingezogen ist. Himmelhoch jauchzend haben die Menschen ihm Palmenzweige zu Füßen gelegt. Da waren sie noch für ihn. Wenig später jedoch hatten sie sich abgewandt.
Wie einen Verbrecher haben sie Jesus nun beschimpft, geschlagen, angespuckt. „Kreuzige ihn!“, forderte die Menge Pontius Pilatus, den damals herrschenden römischen Stadthalter, auf. Und Jesus wurde
hingerichtet am Kreuz.
Zu provokant, zu menschenfreundlich, zu ungewöhnlich waren seine Worte und Taten. Er passte nicht in eine Welt, in der Machtstreben, unbedingte Gesetzestreue und die Ausgrenzung derer, die anders waren, propagiert wurde.
Der Bezug zu unserem Leben liegt nahe. In den Gottesdiensten der Karwoche - am Gründonnerstag, Karfreitag bis hin zur Osternacht - werden wir uns das Leiden Jesus damals wie auch unser Leiden heute bewusst machen. Damit wir dann Ostern feiern können, das wunderbare Fest der Auferstehung zu neuem Leben.
Die strahlende Freude, die damit verbunden ist, machen wir in der St. Laurentiuskirche deutlich, indem wir in der Nacht vor Ostern ein helles Tuch mit goldenem Kreuz vor das Kreuz des Leides hängen. Denn Weiß steht für die Freude und das Licht und Gold für die göttliche Herrlichkeit. Mögen Sie diese Herrlichkeit in den kommenden Ostertagen auch für sich entdecken!

Gundula Eichert
Pfarrerin - St. Laurentius-Gemeinde Halle