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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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„Sola scriptura“ – allein die Bibel... - Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 (4-5/2017)

„Sola scriptura“ – allein die Bibel – dafür steht die Reformation. Oft werde ich gefragt, was Martin Luther heute sagen würde, zur politischen Lage, zu Fracking, ob er twittern würde. Das alles weiß ich nicht, wir können ihn nicht einfach 500 Jahre weiter beamen. Aber ganz sich er bin ich, dass er schockiert wäre, dass im Land der Reformation so viele Menschen die Bibel nicht mehr kennen.

Luther hat die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt, damit alle nachlesen können. Gewiss, es gab schon vorher Teil-Übersetzungen. Aber sie alle waren sprachlich schwierig, wie eine Googleübersetzung aus dem Japanischen auf einem Beipackzettel etwa. Luther hat um Sprache gerungen, als er zunächst auf der Wartburg in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen übersetzte. Zwölf Jahre hat es dann gedauert, in Wittenberg gemeinsam mit anderen das Alte Testament zu „dolmetschen“, wie er sagte. Und damit war die Arbeit nicht zuende, immer wieder hat Luther versucht, zu verbessern, neue Worte zu finden. So entstand die deutsche Sprache: Geizhalz, Lückenbüßer, Licht unter den Scheffel stellen sind nur kleine Beispiele für Luthers Sprachbegabung.

Zur Übersetzung gehörte das Lesen. Konsequenterweise forderte Luther, dass es Schulen für jeden Jungen, jedes Mädchen gleich welcher sozialen Herkunft gibt, damit sie selbst nachlesen können. Das hatte einen Bildungsschub und Demokratisierungsprozess zur Folge.

Vor dem Reichstag zu Worms sagte Luther, wenn er nicht durch die Bibel oder Vernunft widerlegt werde, würde er seine Thesen nicht widerrufen, denn er könne nicht gegen sein Gewissen handeln. Menschen mit einer solchen klaren Haltung brauchen wir auch heute. Und auch heute kann die Bibel dazu Orientierung geben. Deshalb ist es ein Trauerspiel, dass viele sie nicht mehr kennen. Vielleicht ist das Reformationsjubiläum ja auch eine Chance, die Bibel neu zu entdecken. Fangen Sie doch einmal an, beispielsweise mit dem Lukasevangelium.

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