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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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07.04.2016

Leserbrief: Pfarrerin Mechthild Lattorff zum MZ-Beitrag „Mit heiligem Zorn“ (6. April 2016)

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für den o.g. Artikel. Ich möchte Ihnen dazu folgenden Leserbrief schreiben:

Mir persönlich ist bisher noch niemand begegnet, der zugab, die AFD gewählt zu haben. Nun stellten Sie in Ihrem Artikel einen Menschen vor, der nicht nur für die AFD Partei ergreift und für sie künftig im Landtag sitzen wird, sondern sich auch als evangelischer Christ zu erkennen gibt. Das macht mir deutlich, wie stark die Polarisierung sowohl in unserer Gesellschaft, wie auch in den Kirchen und unseren Kirchengemeinden fortgeschritten ist.

Für mich als Pfarrerin ist es nicht nachvollziehbar, wie Menschen, und damit auch diejenigen, die sich Christen nennen, die Not und Hilfebedürftigkeit von Menschen, die aus Kriegsgebieten sowie aus Gründen politischer oder religiöser Verfolgung zu uns geflüchtet sind, anzweifeln oder ignorieren können. Sehen sie denn nicht die schrecklichen Bilder, die uns Tag für Tag vor Augen führen, was diese Menschen zu uns treibt in der Hoffnung auf ein friedliches Leben für sie und ihre Kinder? Würden wir nicht auch so handeln, wenn wir in ihrer Situation wären? Haben wir denn gar nichts aus unserer deutschen Geschichte gelernt?

„Soll ich meines Bruders Hüter sein?“, so fragt Kain, nach dem Mord an seinem Bruder Abel (1. Mose 4,9). Diese Frage stellt sich auch heute für uns. Ja, wir haben Verantwortung für unsere Mitmenschen, für unsere Nächsten in der Nähe und in der Ferne! Wir dürfen uns nicht davon schleichen, auch dann nicht, wenn uns persönlicher Frust und Enttäuschungen über Fehlentwicklungen in der Gesellschaft zusetzen.

Den Menschen verachtenden, egoistischen und brandgefährlichen Parolen der populistischen AFD zu folgen, ist aus meiner Sicht zutiefst unchristlich. Es ist nachvollziehbar, dass die Familie Backhaus den großen Wahlerfolg der AFD in Sachsen-Anhalt für sich persönlich als einen „Segen“ empfindet. Meine Vorstellung, wie „Gottes Segen“ spürbar wird, ist allerdings eine andere. Nicht umsonst erzählt die Bibel davon, dass Gottes Sohn, Jesus Christus, sagt: „Ich bin fremd gewesen und ihr habt mich aufgenommen!“ (Matthäusevangelium, Kap. 25,Vers 43 ).

Eine solche Erfahrung kann wirklich zum Segen werden.

Mechthild Lattorff, Pfarrerin 

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